6.7.11

Wie ein Kind Judentransporte vom Sonnborner Bahnhof erlebt

Meine Mutter ist eine Quelle interessanter Geschichten, unter anderem auch von Geschichten, die ihr andere erzählt haben. Heute zum Beispiel sprachen wir über einen Vorfall in der German American Society hier in Portland, wo eine Auseinandersetzung innerhalb der Society zu einer Mitgliederversammlung führte, die über eine Spaltung befinden sollte. Während dieses Treffens gab ein Mitglied zum Besten, er sei schon seit 1964 Mitglied und hätte dafür Diskriminierungen hinnehmen müssen, während neuere Mitglieder dies nicht hätten erleben müssen. Daraufhin sprach die Redeführerin (und während ich dies schreibe, bemerke ich mein Unbehagen mit der Wortwahl) davon, dass sie selbst reichlich diskriminiert worden sei, sie sei nämlich Jüdin.

Darauf hin fühlten sich viele Mitglieder berufen, ihren Unmut zu bekunden. Durch rufen, zischen, sogar ein “Juden raus!” soll dabei gewesen sein. Das also erzählte ich meiner Mutter und die erzählte mir folgendes.

Ihre Cousine, Hertha, lebte als Kind hinter dem Sonnborner Bahnhof, von dem Judentransporte aus gingen. Während der Kriegsjahre herrschte Verdunkelung, und deswegen war es nicht möglich, mal eben schnell durchs Fenster zu schauen. Und weil es nachts sehr ruhig war, erlebte sie als Kind die Judentransporte mitten in der Nacht als Kopf-Theater. Das schlurfen und schleichen von Menschen, die genau wissen, dass da, wo sie hinfahren, nichts Gutes auf sie wartet. Und hinter dem abgedunkelten Fenster lag ein Mädchen im Bett, dass das auch wusste, so wie jeder damals.

Und so weiss jetzt auch jeder, dass es eine grosse Anzahl von Mitgliedern in der German American Society gibt, die sich mindestens schlecht, sehr schlecht benommen haben, wahrscheinlicher aber mit dem braunen Zeug sympathisieren. Erschreckend, in 2011! Da werde ich mir was überlegen müssen. Ich fang mal damit an, eben diese Geschichte einfach nur zu erzählen.

1.7.11

Cedarwood Sommercamp und wie man von der Polizei versehentlich erschossen werden kann

Beunruhigende Kunde kam heute von der Schule. Während ich bereits am morgen schon eine Mitteilung von der Portland Polizei wegen einer Schiesserei mit Polizei-Beteiligung bekam, habe ich noch nicht gedacht, wie klein die Welt mal wieder ist. Das wurde mir dann klar, als Cedarwood am Nachmittag eine E-Mail an alle Eltern rausschickte, die das Notfall-Sicherheitsprotokoll beschrieb.

Ein angetrunkener Mann hat wohl die Kinder im Sommercamp von Cedarwood bedroht und wurde später von der Polizei angeschossen. Zwar gehen meine Kinder da zur Zeit nicht hin (Gott sei Dank, kann ich da nur sagen), aber erschreckend ist das schon.

Noch erschreckender ist, daß der angetrunkene Täter wohl nicht auf Polizei-Kommandos beim Zugriff reagiert hat und dann von einem Polizisten statt mit einem bean bag mit grobem Schrot umgenietet worden ist. Leider hat der Gute beim laden der Waffe nicht aufgepasst (oder ist farbenblind) und statt der gelben Munition rote reingeschoben. Au weia!

Das war auch kein Anfänger, sondern ein “Veteran” mit 15 Jahren Erfahrung. Tja, Routine tötet.