28.2.07

Samstagsschule


Wann beginnt eigentlich eine Tradition? Vermutlich nach einer sehr langen Zeit. Wenn viele Menschen sich erinnern, dieselben Dinge ueber einen langen Zeitraum zu tun.

Die deutsche Samstagsschule ist fuer uns schon zu einer Tradition geworden. Als wir im September 2006 in Portland ankamen, waren die Kinder schon fast zwei Jahre in einer englischen Schule gewesen und ich merkte, wie Julia immer weniger Deutsch sprach und der Teufelskreis begann, engere Kreise zu drehen. Immer unlustiger wurde sie, mit mir Deutsch zu sprechen.

In England hatten wir Zugriff auf Astra, dem Satellitensystem, das frei in ganz Europa zu empfangen ist. Mittels einer Empfaengerkarte in einem Computer konnten wir Sendungen direkt am Computer aufzeichnen und spaeter sehen. Ich habe dies oft fuer die Kinder gemacht und Kinderprogramme von Kika aufgezeichnet.

Astra ist natuerlich in den USA nicht zu empfangen – Diese Moeglichkeit entfiel also. Die Loesung kam in Form einer website namens shift.tv, die dieselbe Funktion bietet, wie ein Videorekorder, allerdings ueber das Internet. Damit konnte ich ausgewaehlte Sendungen auf den PC laden und spaeter sehen. Damit bin ich bestens im Bilde, kann Scheibenwischer schauen und manchen deutschen Film, den ich sonst nicht empfangen koennte. Insgesamt eine tolle Sache.

Fernsehen ersetzt aber keine Kultur und das wurde mit sehr schnell klar, als ich die Fortschritte, die Julia machte, nachdem wir die deutsche Samstagsschule in Portland entdeckten. Eigentlich wollten wir die Kinder sogar ganztaegig in die deutsche Schule nach Beaverton schicken, aber das war erstens zu weit entfernt und zweitens prohibitiv teuer – wir reden hier von ca. 30.000 Dollar fuer drei Kinder und das ist nicht machbar.

Die deutsche Samstagschule in Portland ist ein sehr guter Kompromiss. Zum einen bieten sich fuer uns als Eltern sehr gute Partizipationsmoeglichkeiten, zum anderen erleben die Kinder Deutsch nicht nur aus dem Fernsehen, sondern mit echten Menschen. Lehrern, Kindern und Eltern, die alle Deutsch sprechen und vermitteln. Und das hat bei allen Kindern wunder gewirkt.

Seit ungefaehr zwei, drei Monaten spricht Julia nur noch Deutsch mit mir. Natuerlich nicht fehlerfrei, aber das ist ja auch egal. Ich spreche alles korrekt vor, wenn sie einen Fehler macht (und die macht sie) und sie spricht es mir dann nach. Das klappt wunderbar und ihr Wortschatz wird immer groesser und ihr Selbstvertrauen waechst. Alles in allem etwas, was ihr und mir grosse Befriedigung gibt und in vielen, vielen Jahren, wenn sie auf die Zeit in Amerika zurueckblickt, etwas sein wird, auf das sie stolz sein kann.