Oder müsste es eigentlich heißen - der zweite?
Wie auch immer es sei, am 1.5.2011 bin ich meinen zweiten Marathon gelaufen, den schönen Big Sur Marathon. Runner’s World bezeichnen ihn als den schönsten der Welt, soweit würde ich aber noch nicht gehen, insbesondere nachdem ich erst zwei davon gelaufen bin - den ersten in Portland im Oktober letzten Jahres.
Regen, Regen, Regen - Portland, halt.
Den ersten Marathon hab ich ja noch als merkwürdig abgetan. Die äußeren Bedingungen waren sehr schwierig, es hat die ganze Zeit geregnet. Eigentlich egal, wir sind ja in Oregon - aber das Problem war, daß meine Socken sich vollgesogen haben und ich damit pro Schuh gut und gerne 250 Gramm extra mit mir herumgeschleppt habe. Das summiert sich auf etliche Tonnen im Laufe des Rennens.
Ich bin also in Portland sehr konservativ gelaufen, Hauptsache ankommen. Das sagen einem ja alle, wenn man den ersten Marathon läuft. Bloß nicht zu schnell starten, Kräfte einteilen, usw. Das habe ich also alles versucht und was soll ich sagen, es hat geklappt. Meine letzte Meile 26 war die schnellste im ganzen Rennen, ich war also noch gut fit am Ende. Und das war das eigentlich erstaunliche, ich fühlte mich eigentlich noch gut für ein paar weitere Meilen. Irrsinnigerweise habe ich sogar nach Portland an einen Ultra-Marathon als nächstem Ziel gedacht. Davon bin ich zwar noch nicht ganz weg, aber auch nicht mehr so nah dran.
Tja und weil ich das eigentlich relativ einfach fand und ich kaum glauben konnte, daß das alles gewesen sein sollte, hab ich mich also nach einem weiteren Marathon umgeschaut und Big Sur International Marathon ausgewählt. Warum? Schlicht, weil die einen Stand auf der Portland Marathon Expo hatten und ich die Fotos toll fand.
Big Sur
Das wichtigste über Big Sur hat man mir leider nicht gesagt, ich hatte auch dummerweise niemanden gefragt. Hügel. Über sieben Hügel musst Du gehen ... Na ja, eher über 13. Während Portland ein flacher Kurs ist, mit nur einem einzigen ernsthaften Anstieg auf die St. Johns Brücke ist Big Sur sehr, sehr hügelig. Wie ich herausfinden konnte, gibt es keine flachen Teile. Es geht entweder auf oder ab. Im Prinzip ist BSIM ein mehrstündiges Hügellauf-Schmerzfest, für den einen mehr Stunden, für den anderen weniger.
Anmeldung
Das das ganze nicht billig wird, hatte ich mir gleich ausgerechnet. Immerhin musste ich ja von Oregon nach Kalifornien fliegen und dann irgendwie nach Big Sur kommen. Mit frequent flyer Miles bin ich zwar kostenlos dahingeflogen, aber leider nur bis San Jose gekommen. Da meine Firma in Santa Clara ihr Büro hat, dachte ich, ich hänge dann bei meiner Schwägerin in Campbell für eine Woche vor dem Marathon ab und verbringe mal etwas Zeit mit den Leuten im office. Face time nennt man das hier, ist wirklich mal ganz gut an und ab - als remote worker ist man ja eigentlich die meiste Zeit unsichtbar.
Nachdem die Woche nun herum war und das Rennwochenende da war, begann der Stress. Erstmal muss das race packet abgeholt werden, d.h. die Startnummer und der ganze andere Kram. Das geht natürlich nur vor Ort, also wie dort hinkommen? Nur mit einem Mietwagen. Nächstes Problem: Übernachtung oder nicht. Mal sehen: Entweder kein Hotel und mit dem Buszubringer zum Start morgens um 4:30 Uhr oder mit Hotel und gegen 6:30 Uhr zum Start. Na, das war ja einfach. Also für fürstliches Geld in einem kleinen Hotel am Start eingemietet und dort die Nacht verbracht. Geschlafen hab ich natürlich nicht viel. Dafür haben schon die beiden identischen Alpträume gesorgt, in denen ich jeweils den Startschuß verpasst hatte und damit das Rennen für mich gelaufen war, noch bevor es begonnen hatte. Nur gut, daß das ein Traum war.
Vor dem Rennen
Ich habe dann gegen 6:00 Uhr meine Sachen im Hotel gepackt, alles ins Auto gebracht und mich auf den Weg gemacht, konservativ planend daß ich vermutlich nicht vor der check-out Zeit um 12 Uhr wieder zurück sein würde. Noch einen Tag für $260 wollte ich dort wirklich nicht verbringen...
Die Luft war angenehm, eine leichte Brise wehte und sowohl die Erleichterung, nicht den Start verpasst zu haben, als auch die Tatsache, mich nicht in der Vorbereitung verletzt zu haben sorgten für den gewissen pre-race Zen Moment. Ich hatte mir am Vorabend noch einen six-pack Wasserflaschen besorgt und eine mitgenommen, weil ich nicht von water stations abhängig sein wollte. Eine weise Entscheidung, dadurch habe ich vermutlich mehrere Minuten eingespart, denn ich musste insgesamt nur einmal die Flasche auffüllen. Ich habe also nur ca. 1.4L Wasser unterwegs eingenommen.
Start
Die Atmosphäre am Start eines Marathons kann man nur als elektrisierend bezeichnen. Bart Yasso hat den Startschuss abgegeben und um 6:54 Uhr hab ich den Startknopf an meinem Blackberry miCoach gedrückt. 4 Stunden und 8 Minuten später dann nochmal. Eine neue Bestzeit auf einem sehr, sehr viel schwierigerem Kurs mit 3543 Fuss Anstieg. 13 Hügel und ein “out and back” Kurs, also nach 12 Meilen umkehren und nach einem kleinem Schlenker von zwei Meilen durch einen Park schließlich das Ziel vor Augen, verdeckt durch einen letzten Monsterhügel. Und der hat mir dann doch ein bischen Probleme gemacht - ein kleines bischen musste ich dann doch gehen. Nach ein, zwei Minuten war ich aber wieder fit und konnte wieder laufen.
Alles in allem, ein gigantischer Marathon, entlang der Pazifikküste auf einem sehr schwierigen, hügeligen und geneigten Kurs. Man läuft auf einem Highway, der seitlich geneigt ist und das macht Problem beim laufen. Würde ich diesem Marathon wieder laufen? Wahrscheinlich nicht. Erstens ist der Kurs nicht der Original-Kurs gewesen, zweitens ist der Highway nicht wirklich geeignet zum laufen und drittens hat das alles ca. $700 gekostet.
Aber ... Marathon Nummer zwei hat gezeigt, daß Marathon Nummer eins kein Zufall war und das ich 12 Minuten schneller war. Erfolg.
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